Zitat aus der Eröffnungsrede der Aus-
stellung 'Fremde Wirklichkeiten 2010' des Kunsthistorikers Andreas Ay: „Wie in der Natur nichts still steht und einer steten Metamorphose, einer dynamischen Wandlung unterworfen ist, so steht auch in der Kunst von Reuss in wörtlichem Sinne nichts still. ..... Die Bereiche Kunst und Natur zusammen denken und in Kunstwerke umsetzten zu können, verlangt neben der Beweglichkeit des Geistes, den Mut zur Veränderung. Bemalte Tafeln und Plastiken, bei denen der Betrachter Form- und Farbflächen nach Belieben variieren kann, sorgen für dynamische Veränderungen des Farbklangs und der Komposition.“


Intentionen
      
Vision und Wirklichkeit
Im  Katalog zur Ausstellung WelTRAUMflug schrieb der Museumsleiter des Gießener Museums
Dr. Friedhelm Häring: „
Tatsächlich ist Reuss ein „Mit-Schöpfer einer neuen Welt“ von anderer Wirklichkeit...Das Angenehme an der Kunst von Jox Reuss ist das Suchen, das Erkennen, der Widerspruch, der Zweifel und das Aufbrechen. Daraus wachsen seine Visionen. Viele seiner Modelle lassen sich ins Große übertragen und könnten ganze Landschaften und Städte verändern. Groß und Klein sind keine Eigenschaften.
In diesem Sinne sind die Arbeiten von Jox Reuss ein Versuch, in die ungeheuerliche Weltstruktur als dem Wesenskern für alle Schöpfung vorzudringen. Er besitzt gewissermaßen einen kosmischen und mikrokosmischen Blick. Sein WelTRAUMflug verliert sich nicht im Irgendwo, er kennt feste Elemente, z.B. die Symmetrie und zu diesen Grundelementen Variationen.
Die Kunst von Jox Reuss sprengt die Proportionen, Traum und Welt und Flug verhindern die Festsetzungen, das Starre. Seine Kunst ist beweglich, bewegend.“
Der Dichter und Büchner Preisträger Fritz Usinger:  “Die künstlerischen Gebilde von Jox Reuss sind Konkreta eigener Art, welche die vorhandene, konkrete Welt nicht abbilden oder imitieren, sondern sie um einige neue Konkreta bereichern wollen. Diese Ding-Gebilde haben keinen psychologischen Bezug auf den Künstler, der sie schuf. Sie sind ganz für sich da und führen eine losgelöste, eigene Existenz. Daher mag auch jene sachliche Heiterkeit rühren, die ihnen eigen ist. Von dieser Heiterkeit mag sich auch eine Beziehung anspinnen zum Soziologischen. “An diesen Raumgebilden gibt es immer etwas zu drehen, zu verändern, anzustoßen und umzuformen, sodass andere Menschen aktiv mit einbezogen werden.

Zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit hatte Jox Reuss wenig Beziehung zum Tafelbild alten Stils. Seine Arbeiten bewegten sich immer zwischen Collagen, Materialbildern und Reliefs und traten schließlich in den Raum hinaus, um Plastik zu werden. So entstanden z.B. Plastiken wie ein 'Ball aus Bällen', eine 'Kugel aus Kugeln', ein 'Würfel aus Würfeln', 'Stelen Felder' und Kugelfelder, Plattenbäume und Eisenbuketts.
Mir ist die Idee, die Form von jeher wichtiger als
das Material
In dem Büchlein mit dem Titel „Endlose Wirklichkeit“ gibt Fritz Usinger … ein Interview. In diesem verwendet der Dichter den Begriff der außerirdischen Welt. Damit meint er nicht die Welt der Aliens, sondern eine Welt, in der das Irdische noch sichtbar ist, aber für die das irdisch Alltägliche nur ein sehr schwacher Akzent ist. Usinger formulierte: „Jede Kunst ist eigentlich eine Kombination aus Symmetrie und Variation, d.h. eine unendliche Möglichkeit der Abweichung, des Spielens mit der Abweichung.“
Im Jahre 1976 nahm Jox Reuss an einer Expedition durch die Tenéré im Niger teil. Diese Begegnung mit der Wüste Sahara war einschneidend. Die Eigenschaft des Sandes, sich in den Dünen zu verwandeln und sich immer wieder neu zu formen, war für Jox Reuss faszinierend und bildete den Kerngedanken der beweglichen Sandobjekte. In Bildern und Objekten wird der Sand als fließende Farbe eingesetzt, durch Drehung werden bemalte Flächen verdeckt oder freigegeben. Das Bewegen und Verändern von Bildern und Objekten kommt folgerichtig dann auch an Tafelbildern und Plastiken zur Anwendung.